Mein beruflicher Weg
Nach dem Abitur zog es mich aus der Kleinstadt nach Berlin zum Studium des Bauingenieurwesens mit der Vertiefungsrichtung Baubetrieb und Projektsteuerung.
Durch verschiedenste Praktika, während meiner Schulzeit, kam ich auf den Bereich Bau. Ich fühlte mich wohl unter den Männern, weil es so unkompliziert war. Und ich genoss den Luxus die überwiegende Arbeitszeit draußen verbringen zu können.
Das Erschaffen und Umsetzen von Ideen, sowie die Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen an einem gemeinsamen Projekt haben mich sehr fasziniert. Menschen zusammen bringen und miteinander verknüpfen für eine gemeinsame Sache war und ist bis heute eine meiner Leidenschaften.
Das Studium selbst lehrte mich nicht nur fachliches Wissen.
Während der 4 Jahre Studienzeit lernte ich die Vielfältigkeit der Menschen kennen, und durfte erfahren, dass dies die eine Sache ist, die Teams zu etwas ganz Besonderem macht und ausschlaggebend ist für einen gemeinsamen Erfolg.
Im Anschluss meines Studiums war ich 14 Jahre lang erfolgreich als Projektmanagerin und Projektleiterin für Großbauvorhaben in verschiedenen Unternehmen als auch auf selbstständiger Basis tätig. Manchmal kein leichtes Unterfangen sich als Frau in einer Männerdomäne Gehör und Sicht zu verschaffen.
So unkompliziert das Zusammenarbeiten mit den Männern auch war, dennoch stieß ich immer wieder an das eingebrannte und gesellschaftliche Mann-Frau-System. Ich versuchte mich anzupassen. Ich lernte knallhart, strukturiert und durchsetzungsstark zu sein. Ich verkörperte alles im Griff zu haben, auch wenn ich manchmal keinen blassen Schimmer über die Thematik hatte. Ich studierte die Art und Weise, wie man als Führungskraft aufzutreten hat. Ich strebte die Perfektion an, um zu beweisen, das ich es kann. Und ich konnte. Sogar richtig gut.
Das Einzige, was ich nicht konnte, war, diese Rolle ständig aufrecht zu erhalten. Immer wieder stieß ich an meine persönlichen Grenzen zu meinen ganz persönlichen Werten, Vorstellungen und dem tiefen Drang frei zu sein und die Dinge auf meine Art tun zu können. Ich rüttelte an Systemen. Ich hinterfragte Regeln und Vorschriften auf ihre Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit. Ich brach sie, wenn ich mich nicht mit ihnen identifizieren konnte. Ich lieferte auf meine Art.
Es war eine sehr aufregende und lehrreiche Zeit für mich, in jeglicher Hinsicht.
Folgendes ist mir immer wieder begegnet:
wie elementar Kommunikation, Beziehungen, Einstellungen, Werte, Struktur und Prozesse sind. Diese Faktoren entscheiden darüber, ob etwas gelingt oder nicht. Diese Themen sind in allen Lebensbereichen entscheidend, um ein erfülltes, glückliches und erfolgreiches, sowie gesundes Leben zu führen.
Ich bin Teamleaderin, durch und durch.
Meine Werte stützen sich auf ein kollegiales, respektvolles, anerkennendes und auf Augenhöhe miteinander arbeiten.
Mein (Um)Bruch
Meine Leidenschaft für die Projektarbeit und dem Drang erfolgreich als Frau in Führungsebene zu sein, trieb mich soweit an, dass ich zwischendurch immer wieder den Blick für mich selbst verlor. Ich fühlte mich oft zerrissen zwischen den Ideologien, Erwartungen, Anspruchshaltungen – meiner eigenen und anderer an mich. Hinzu kam, das ich als allein erziehende Mutter genau den gleichen Anspruch erhegte für meine Tochter vollends da sein wollen.
Ich kam immer häufiger in Loyalitätskonflikte und schlitterte ständig an einem Burnout vorbei.
Mein Leben bestand in den letzten Jahren meiner Tätigkeit als Bauingenieurin zu großen Teilen aus Hetzerei.
Der Hetzerei zwischen Karriere, Mutter, Frau und Partnerin zu sein.
Ich traf eine Entscheidung.
Die Entscheidung einen kompletten Break zu machen. Aus zu steigen. Mir die Zeit und Ruhe zu gönnen, die es braucht zu reflektieren und zu mir zu kommen.
Was sich zunächst als größter Schicksalsschlag in meinem Leben zeigte, offenbarte sich mit der Zeit als ein wertvolles Geschenk für mich. Ich ließ los und begab mich auf eine Reise. Eine Reise, um mich selbst wieder zu entdecken. Diese Reise offenbarte mir unter anderem einen neuen beruflichen Wirkungsbereich.
Beruflich neue Wege, eine neue Aufgabe oder vielleicht sogar meine vorgesehene Lebensaufgabe?!
Wer weiß das schon so genau. Diese Reise öffnete Türen in mir, die ich über viele Jahre hinweg Stück für Stück verschlossen hatte. Diese Reise beschenkte mich mit einer neuen Wahrnehmung von mir selbst, über das Leben und ließ (neue) Beziehungen (neu) wachsen.